April/Mai - Schwarmzeit

Ende April/Mai - Schwarmzeit und Zeit für Ablegerbildung

Schwarmzeit – was ist das, kann man damit leben, warum besser gegen Schwärme

 

Das Bienenvolk ist als Organismus – als Bien – genauso wie jedes andere Lebewesen bestrebt, sich zu vermehren. Die Einzelorganismen des Bien werden von Februar/März an wieder mehr, weil die Königin die im Oktober/November eingestellte Eiablage wieder aufnimmt. Ab Ende März werden die ersten Drohnen geboren.

Damit ist die Grundlage für eine Teilungsvermehrung des Biens gelegt: Aus eins mach zwei, drei oder auch vier. 
Etwa fünf Wochen nach dem Beginn der Drohnenbrut kann der erste Schwarm abgehen, denn dann ist die Möglichkeit der Begattung einer neuen Königin gegeben. Ist das Volk stark genug, der Platz im Bienenstock eng genug (zu eng und zu wenig Platz für neue Eier) und das Trachtangebot groß genug erzeugen die Bienen neue Königinnen. Sie wählen befruchtete Eier aus, deren Larven sie dann im Überfluss mit Königinnenfuttersaft, auch Gelée Royal genannt, füttern. Etwa acht Tage nach der Eiablage ist die Königinnenmade dann so weit, dass sie in der Zelle in die Streckmade und dann in die Puppe übergeht. Um diese Entwicklungsschritte bis zum Schlupf 16 Tage nach der Eiablage zu schützen, verdeckeln die Arbeiterinnen die Königinnenzelle mit einem Wachsdeckel, die Made spinnt sich ein. Zu diesem Zeitpunkt ist dann die alte Stockmutter durch Diät wieder flugfähig und der Schwarm kann fallen. Heißt: In einem unglaublichen Schwall ergießt sich die Hälfte des Bienenvolkes aus dem Flugloch in die Wiese und die Luft, die Kundschafterinnen geleiten die Königin an den ersten Zwischenlandeort und die Bienen folgen. Etwa die Hälfte aller flugfähigen Bienen – Ammen, Handwerker, Kämmerer, Krankenschwestern, Totengräber, Wächter, Sammler, Drohnen – folgen der alten Stockmutter und den Kundschaftern an einen neuen Wohnort, an dem die Stockmutter ihr Brutgeschäft fortsetzen kann. Dieser schwärmende Teil wiegt dann zwischen 1 und 2 Kilo, besteht also aus 10.000 bis 20.000 Bienen (eine Arbeiterin wiegt 100 mg). 
Im Stock bleibt die andere Hälfte aller dieser Bienenberufe zurück und pflegt die verbliebene Brut und die Weiselzellen bis zum Schlupf fertig. Gleichzeitig schlüpfende kämpfen um das Flugrecht, die Gewinnerin fliegt nach einigen Tagen der Reifung als erste zum Hochzeitsflug aus. Kehrt sie begattet wieder ist dies das Todesurteil für alle ihre noch verbliebenen, jüngeren Schwestern. Nach dem Schwesternmord beginnt dann die Neukönigin mit der Eiablage und das Volk bereitet sich mit Honig- und Pollensammeln auf den Winter vor – schon im Mai!

Doch keine Regel ohne Ausnahme: Sind mehrere Royalitäten etwa gleichalt wie die Erstgeborene, haben überlebt und sind ebenfalls begattungsreif, kann, wenn das Volk stark genug ist, ein Nachschwarm abgehen. Mitunter gehen mehrere Nachschwärme ab, manchmal sogar mit noch unbegatteten Königinnen. Manche Bienenvölker sind eben risikobereit.

 

Ein Schwarm nimmt auch die Hälfte des Honigs mit. Bevor sie schwärmen saugen sich alle Bienen bis zur Oberkante voll mit Honig. Schließlich brauchen sie für einen langen Weg und manchmal viele Tage Proviant.

 

Wenn man als Imker eine wenig Honig abhaben möchte, versucht man die Bienen am Schwärmen zu hindern: Schwarmdurchsicht auf Weiselzellen alle 7 Tage vor der Verdeckelung einer eventuellen Weiselzelle, Entnahme der Weiselzellen, Ablegerbildung, damit im Muttervolk wieder Platz für Eier, Larven und Honig ist. Auch kompliziertere Methoden wie Zwischenbodenableger, wenn man in der Schwarmzeit in Urlaub fährt oder komplette Brutentnahme, wenn man den Honig nicht braucht, helfen.

 

Schwärme sind natürlich und werden von Korbimkern zur Aufrechterhaltung des Bienenbestandes und der Völkerhygiene angewandt. Korbimker sehen, wenn sich die Bienen auf den Weg machen wollen und fangen sie direkt am Flugloch mit Schwarmfangsäcken ab.

 

Beherrscht man diese Technik nicht oder hat dafür keine Zeit, sollte man Schwärme vermeiden. Die abgegangenen Bienen nehmen  Varroa und auch andere Krankheiten. Selbst wenn sie gesund das Weite suchen, haben sie als hochgezüchtetes Nutztier in der heutigen Kulturlandschaft nur schmale Überlebenschancen. Auch siedeln sie sich leider oft an Orten an, an denen sie der Mensch nicht lassen kann: In Schornsteinen, Fachwerklöchern, Dachlöchern, nicht verschlossenen Weinfässern … etc. Schwärme sollten tunlichst wieder eingefangen werden oder müssen aus unpassenden Nistorten wieder entfernt werden und das erzeugt dann viel Arbeit, ist in der Regel ein großer Kraftaufwand, der auch schon mal einen Feuerwehreinsatz mit Hebebühne und Baumkletterern in Anspruch nimmt.

 

Das muss nicht sein, wenn man sich vorher alle mögliche Mühe in der Schwarmvorbeugung gibt und das Schwärmen lieber mit Ablegerbildung simuliert. Das ist in meinen Augen verantwortungsbewusster Tier- und Naturschutz und für die Bienen ebenso gesund wie der Schwarmvorgang.Neuer Text

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