November/Dezember

November/Dezember - sie schlafen mit Nichten

Auch im Winter sind Bienen und Imker nicht vollkommen tatenlos. Während die Imker sich auf den Weihnachtsmarkt und die Winterbehandlung der Bienen vorbereiten, bemühen sich die Bienen darum, dass sie ihre Königin heil durch den Winter bringen. Bei Temperaturen, die nachts gut unter dem Gefrierpunkt liegen und tags nicht viel darüber hinaus steigen, bilden sie einen dichten Wintersitz, die Wintertraube. In dieser sorgen sie durch ständiges Muskelzittern für angenehme Temperaturen um die 35 °C (s. Bild, schematische Darstellung einer Wärmebildkameraaufnahme). Aussen die Mantelbienen, innen die Wärmebienen. Nach Bedarf wechseln sie ab.

Steigen die Außentemperaturen am Tag etwas an, lockert sich diese Traube und die Bienen erledigen ihren Haushalt, füttern und putzen sich. Sie werden jedoch nicht so mobil, dass sie sich gegen Fressfeinde wie die Spitzmaus, wehren können. Diese kleine Maus kommt durch nicht gesicherte Fluglöcher leicht in die Bienenbeute und kann großen Schaden anrichten - sie baut dann nämlich ein Nest für sich und ihre Familie in den Waben und ernährt sich von Bienen, Larven und Honig. Und das ist durchaus ein Erfahrungsbericht. Eines meiner Völker hatte eine sechsköpfige Mäusefamilie als Untermieter. Allerdings saßen die Tierchen mit den niedlichen schwarzen Knopfaugen im leeren Honigraum meiner Trogbeute und konnten durch das Königinnenabsperrgitter nicht zu den Bienen kommen - Glück gehabt. Ich konnte die Untermieter hinausjagen und habe ihr Schlupfloch, das sie sich durch das Holz gebissen hatten, abgedichtet. Man sah sie nicht wieder.


Zur Varroabekämpfung: An einem sonnigen Wintertag um Weihnachten herum, spätestens am 31. Dezember, kümmere ich mich um die Varroa-Winterbehandlung https://www.youtube.com/watch?v=F0Mt9gTGVxc. Um die Varroamilbe zu bekämpfen gibt es mehrere veterinäramtlich zugelassene Medikamente und unterschiedliche, zugelassene und von den Bieneninstituten ausgetestete Methoden (http://www.bienenkunde.rlp.de dort unter Bienengsundheit Varroose und Varroawetter; Varroazide www2.hu-berlin.de/bienenkunde/Bilder-Downloads/FB/Aus-Weiterbildung/lehrmaterial/hier/Varroa_Radtke.pdf;  http://www.lwg.bayern.de/bienen/krankheiten/082090/index.php) . Da ich meine Imkerei so natürlich wie möglich betreibe, behandle ich meine Völker im Winter mit der bewährten Oxalsäure. Ein Naturstoff, der z.B. auch im Rhabarber vorkommt. Ich löse dazu unter den vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen - Säure! Inhalationsgift! - Oxalsäure in Zuckerlösung (dazu gibt es – ich wiederhole mich - veterinäramtlich zugelassene Medikamente, z.B. Oxuvar!) und träufle das handwarme Gemisch dann mit einer Spritze in die Wabengassen des Bienensitzes. Deckel wieder drauf, kuschelt schön weiter. Zeitaufwand keine 3 Minuten.

Warum macht man das? - Oxalsäure im Träufelverfahren wurde 2006 in Folge von Frau Dr. Rademachers Arbeit an der Freien Universität Berlin als Bienenmedikament zugelassen. Die natürlich vorkommende Säure wird von den Bienen über den Winter rückstandslos abgebaut, sie ist nicht fettlöslich und findet sich damit auch nicht im Wachs der Waben wieder. Ökologisch sauber, aber tödlich für die Varroa, in einem brutfreien Volk für über 80% der Milben. Da nach der letzten Ameisensäurebehandlung erfahrungsgemäß immer wieder Milbenzufluss in den Völkern ist, nehme ich es mit der Winterbehandlung sehr genau. Denn jede Milbe, die mit ins Frühjahr kommt, könnte eine zu viel sein. 


Warum immer der Hinweis  auf das veterinäramtlich zugelassen (ad us vet.) ?! Ad us vet. heißt für den tiermedizinischen Gebrauch. Die Honigbiene ist ein Nutztier, das amtlich registriert sein muss. Bienenkrankheiten werden mit Medikamenten der entsprechenden Indikation behandelt. Wir Imker verlangen von jedem Landwirt, der seine Kühe, Schweine, Schafe etc. behandelt, dass er das mit Medikamenten tut, die für Endverbraucher Mensch und das Tier sicher sind, also eine Zulassung haben. Wir gehen mit Hund, Katze, Wellensittich zum Tierarzt und erwarten, dass unser Haustier nur mit den besten, also sicheren Medikamenten behandelt wird. Warum sollte da unsere Biene also eine Ausnahme machen?!


Inzwischen ist auch die Oxalsäuresprühung zugelassen, aber dann könnte ich auch gleich die humangesundheitlich weniger kritisch zu sehende Milchsäure sprühen. Für das Sprühverfahren müsste ich aber die Waben ziehen, was ich im Winter nicht gerne mache, denn mir ist dann kalt und es dauert mir zu lange. Die Bienen würden das verknusen (aushalten), aber ich nicht.


Und weil der unsinnige Diskussionspunkt immer die Wirkung von Säuren auf Bienen ist: Wenn Dir die Völker an Varroa eingehen, ist das Tierquälerei. Da dann doch lieber eine kurze Zeit leichtes Unbehagen für die Einzelbiene, dafür aber Wohlergehen für den Bien.


Nach dieser Winterbehandlung besuche ich meine Bienen nur noch sporadisch, um von außen zu sehen, ob das Flugloch trocken und frei ist, der Deckel noch ordentlich drauf liegt, die Maussperre am Platz ist und der Specht noch genug anderweitiges Totholz findet. Bei Unwetter oder extremem Schneefall gibt es natürlich einen Extrabesuch.


In der Kellerwinterarbeit bestücke ich ab Februar (ich mache auch gerne mal eine Pause von den Bienenarbeiten, die nehme ich mir im Januar) zum einen gedrahtete Rähmchen mit Wachsmittelwänden, damit die Bienen nach der ersten Frühjahrsdurchsicht im März "frische Betten" (Brutwaben) für die Larven bauen können. Sauberkeit muss groß geschrieben werden. Zum anderen repariere ich Arbeitsgeräte und baue neue Beuten. Der Keller wird sortiert, der Kollateralschaden vom Weihnachtsmarkt wieder beseitigt, die Schleudersaison vorbereitet. Bestellungen für Bienenmaterial für die Saison mache ich jetzt, dann entstehen in der Bienenhochzeit keine Engpässe.


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